Selbsternannter "Guru" als Kinderschänder gesucht
ARD Mitteldeutscher Rundfunk (MDR)
Brisant
Sendung vom 04.06.2008
Selbsternannter "Guru" als Kinderschänder gesucht
Autor: Klaus Wiendl
Er war New-Age-Musik-Produzent, sammelte Jünger um sich und gab sich als Wohltäter. Doch eigentlich ist Oliver Shanti ein per Haftbefehl gesuchter Kinderschänder.
Schon seit über fünf Jahren sucht die Bayerische Polizei nach Ulrich Schulz. In der New-Age-Szene ist der 150-Kilo-Hüne als Oliver Shanti bekannt. "Shanti" ist indisch und heißt Frieden. Doch so friedlich der Name, so kriminell scheint der Mann. Er ist des sexuellen Missbrauchs in 115 Fällen angeklagt. Und das sind nur die aktenkundigen, die Polizei geht von mehr als tausend Fällen aus. Über Jahrzehnte soll Shanti Kinder, vorwiegend Jungen, sexuell missbraucht, gar zu Gruppensex-Orgien gezwungen haben.
Seit 2002 wird Ulrich Schulz alias Oliver Shanti alias Oliver Serano alias Oliver Serano-Alve per Haftbefehl gesucht. Elf Opfer haben als Zeugen ausgesagt. Inzwischen hat die Staatsanwaltschaft München einen weiteren Haftbefehl erwirkt. "Er lautet auf Flucht- und Wiederholungsgefahr, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass er Kinder weiter sexuell missbraucht", so Oberstaatsanwalt Anton Winkler.
Weise Worte aus dem Mund des Gurus
Angefangen hat die Karriere von Oliver Shanti als spiritueller Führer in einer Hippiekommune in Indien. In den 1980er Jahren zog er nach Viechtach im Bayrischen Wald, wo er erste Jünger um sich scharte. Schon damals soll er zu seinem Vergnügen immer wieder Kinder mitgebracht haben.
Er gründete das Plattenlabel Sattva Music, produzierte orientalische Meditationsklänge und wurde mit CDs wie "Tai Chi" und "Well Balanced" zum Kultstar der Szene. Sattva Music galt lange Zeit als Marktführer auf dem Esoterik-Musik-Markt. 1986 zog Shanti samt Gefolge auf "Quinta San José", eine Farm nahe der nordportugiesischen Kleinstadt Vila Nova de Cerveira, unweit der Atlantikküste. Dort nahm der Guru, gemeinsam mit seiner Frau, drei Pflegekinder, allesamt Söhne seiner Anhänger, auf. Weitere Jungen kamen in den Ferien zu ihm zu Besuch nach Portugal. Heute geht man davon aus, dass sie alle sexuell missbraucht wurden.
Wohltäter
In dem kleinen portugiesischen Ort gab sich Shanti als Wohltäter. Er spendierte Krankenwagen und Leiterwagen für die Feuerwehr, sponserte den Fußballverein, verschenkte Waschmaschinen und Autos und bezahlte Operationen. Wie vielen kleinen Jungs aus dem Ort Shanti neue Turnschuhe kaufte, um die Kinder dann mit auf sein Zimmer zu nehmen ist bis heute unklar.
Die deutschen Fahnder scheinen keine Chance zu haben, den Mann, der im November 60 Jahre alt wird, zu fassen. Zwar wurde er mehrmals in der Nähe seines Landsitzes in Portugal gesehen, doch Hinweise von Zeugen scheinen zu versanden. Die zuständige Polizei vor Ort blockt ab, man kenne keinen Haftbefehl heißt es. Auf seinem Landgut in Vila Nova de Cerveira wohnen noch immer einige seiner Gefolgsleute. Während Aussteiger aus der Sekte, die Missbrauchsvorwürfe bestätigen, halten sie die Anschuldigungen für Racheakte ehemaliger Geschäftspartner.
Weitere Infos zum Thema:
» Fahnung der Bayerischen Polizei nach Ulrich Schulz
» Beitrag in BRISANT am 04. Juni 2008